Wozu man eine christlich ausgerichtete Wirtschafts-schule im Hochland von Papua braucht:
Der Einfluss von Einheimischen auf das Wirtschaftsleben in Papua (ehemaliges Irian Jaya), der östlichsten Provinz Indonesiens ist äußert gering. Chinesen und Einwanderer aus anderen Gebieten Indonesiens (insbesondere aus Java und Sulawesi) beherrschen über 90% des Wirtschaftsgeschehens in Papua. Selbst unter den Angestellten in sämtlichen Einzelhandels- und Großhandelsgeschäften sowie im produzierenden Gewerbe findet man kaum Papuas. Die geringe Rolle von Papuas im Wirtschaftsleben führt nicht selten zu Rassenkonflikten aufgrund von Neid (weil ein starkes Gefälle im Lebensstandard zwischen Papuas und eingewanderten Indonesiern bzw. Chinesen besteht), Frustration (aufgrund von Arbeitslosigkeit) und dem Gefühl, von Nicht-Papuas ausgebeutet zu werden. Gelegentlich kommt es auch zu Übergriffen von Papuas auf Geschäftsinhaber, häufiger werden Geschäftsinhaber (meist von betrunkenen Papuas) unter Drohungen zur Herausgabe von Geld gezwungen oder es werden gar Geschäfte oder Marktstände niedergebrannt. Besonders im Hochland von Papua ist das städtische Wirtschaftsleben fast ganz in der Hand von Nicht-Papuas. Die Menschen dort haben nur geringe Chancen auf eine gute Grundschulausbildung, da es in vielen Dorfschulen viel zu wenig Lehrer gibt und oft der Unterricht ausfällt. So kommen auch nur wenige Hochland-Papuas in den Genuss einer weiterführenden Schulausbildung oder gar eines Universitätsabschlusses. Unternehmerisches Handeln beschränkt sich meist auf den Anbau und Verkauf von Obst und Gemüse aus eigenem Anbau. Der Erlös des Verkaufs auf dem Markt wird meist sogleich in den Geschäften von Nicht-Papuas in teure Fabrikprodukte umgesetzt anstatt ihn für die Ausbildung der Kinder anzusparen.
Fast täglich ist in einer hiesigen Zeitung zu lesen, dass Papuas als Unternehmer scheitern, weil sie keine ausreichende Ausbildung erhalten haben, in der Anfangszeit der Unternehmensgründung ungenügend betreut werden oder charakterliche Mängel aufweisen, die eine erfolgreiche Unternehmensführung unmöglich machen (insbesondere sind dies charakterliche oder disziplinäre Schwächen in den Bereichen Umgang mit Geld und „Macht“, Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, kontinuierlicher Arbeitseinsatz. Hinzu kommt der zerstörerische Einfluss des leider sehr weit verbreiteten übermäßigen Alkoholgenusses). Papuas sind vor allem meist schlechter ausgebildet als eingewanderte Indonesier und sie werden während ihrer Schulausbildung kaum in analytischer Denkfähigkeit geschult. Selbst Absolventen der hiesigen Wirtschaftshochschulen weisen zum Teil drastische Wissenslücken in Bereichen wie Mathematik, Buchführung und Unternehmensführung auf und sind nicht ohne weiterführende fachliche Anleitung in der Lage, ein Unternehmen zu gründen. Bislang wurden zwar häufig finanzielle Hilfen an „Kleinunternehmer“ vergeben, die einen Projektantrag für die finanzielle Unterstützung der Gründung eines Kleinunternehmens gestellt haben, letztendlich wurden von diesen Projektvorhaben aber nach Erhalt der Kapitalhilfen nur wenige tatsächlich in die Tat umgesetzt. Von denjenigen Papuas, die wirklich ein Unternehmen gegründet haben, ging bislang kein merkbarer positiver Einfluss auf die Wirtschaft in Papua aus. Es ist also an der Zeit, dass nicht nur Gelder verteilt werden, sondern dass die Empfänger dieser Gelder zuvor eine intensive Schulung erhalten, (sowohl Theorie und Praxis der Unternehmenstätigkeit als auch vor allem eine intensive Charakterschulung), damit die dann erhaltenen Hilfen zu Unternehmensgründungen auch einen bleibenden Effekt auf die Wirtschaft in Papua ausüben können.
Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Tages- oder Wochenseminare für unternehmerische Förderung kaum bleibenden Erfolg aufweisen konnten. Projektgelder wurden verschwendet, Projekte wurden zwar angefangen aber nach kurzer Zeit wieder abgebrochen, weil die Gelder in falschen Kanälen verschwunden sind. Fachliche Schulung ohne parallele charakterliche Schulung verläuft in Papua stets im Sande, da Mängel im Umgang mit Geld, Macht und Statusdenken zu stark ausgeprägt sind. Auch wird immer wieder deutlich, dass der animistische Hintergrund der Papuas ein starkes Hemmnis für wirtschaftlichen Fortschritt ist, weil große Angst vor Innovationen besteht (da diese immer Veränderungen bestehender Strukturen mit sich bringen und man den Zorn der Ahnengeister befürchtet, die mit solchen Veränderungen nicht einverstanden sein könnten). Obwohl sich inzwischen die meisten Papuas dem christlichen Glauben zugewendet haben, sind doch noch sehr häufig dem innovativen Unternehmertum widerstrebende Denkweisen vorhanden, denen sich die Papuas trotz ihres (eben oft nur oberflächlichen) Glaubens an Gott meist gar nicht bewusst sind. Darum ist nicht nur wirtschaftliche Ausbildung sondern auch Aufklärungsarbeit in Form von biblischer Glaubenslehre notwendig.
In der seit 2002 aufgebauten Wirtschaftschule in Wamena, im Hochland von Papua, versuche ich gemeinsam mit einheimischen Lehrern und holländischen Sponsoren verschiedenen Papua-Unternehmern Hilfestellung in Unternehmensgründung und –führung zu geben. Wir bieten Seminare in einfacher Buchführung an, die den Papuas, die bereits ein Kiosk gegründet haben, oder ein solches gründen wollen, die nötigen praktischen Hilfsmittel anbieten, um nicht gleich wieder bankrott zu gehen (was leider bislang bei den meisten kleinen Handelsgeschäften der Fall ist). Auch ganz praxisorientierte Kurse bieten wir an, in denen Papuas lernen können, wie man gebratene Bananen herstellt, verkauft und die Erlöse sinnvoll einsetzt.
In Dörfern beraten wir Bauern, wie sie ihr Gemüse gewinnbringend vermarkten können, um ihren Kindern eine Schulausbildung finanzieren zu können.
Hier ein Photo von der Wirtschaftsschule "Sekolah bisnis YABUK SURUKON": in Wamena, im Hochland von Papua:
Grundsätzlich werden in der Wirtschaftsschule in Wamena folgende Ziele verfolgt:
Hauptziele der Wirtschaftsschule sind die Schulung und Förderung von Papuas in unternehmerischem Denken und Handeln in Theorie (Unterricht) und Praxis (Durchführung von Kleinunternehmerprojekten) auf der Grundlage des christlichen Glaubens (Charakterschulung, Teilnahme an Kursen einer Abendbibelschule). Die Absolventen der Kurse sollen die Fähigkeit erlangen, ein Kleinunternehmen zu gründen sowie erfolgreich und eigenverantwortlich zu führen (als Unternehmer) und darüber hinaus zusätzlich lernen, anderen Papuas ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben (d.h. andere potentielle Unternehmer zu beraten).
1. Unternehmensgründung: Papuas sollen in die Lage versetzt werden ein Kleinunternehmen eigenverantwortlich und selbständig zu führen. Diese Kleinunternehmen sollen durch beständiges innovatives unternehmerisches Handeln des Papua-Unternehmers stetig wachsen, so dass z.Bsp. auch Arbeitsplätze für andere Papuas geschaffen werden können.
2. Unternehmensberatung: Papuas sollen befähigt werden, anderen Papuas, die ein Kleinunternehmen gründen wollen oder bereits gegründet haben, beratend zur Seite zu stehen und zu gesundem unternehmerischem Wachstum führen. Papuas, die sich im Laufe ihrer Ausbildung dadurch auszeichnen, daß sie andere Papuas gut anleiten oder unterrichten können, sollen die Möglichkeit erhalten, selbst Dozenten der Unternehmerschule zu werden und langfristig auch Leitungspositionen in der Unternehmerschule zu übernehmen oder in einem anderen Gebiet in Papua ein ähnliches Schulungsprogramm anzubieten.
3. Charakterschulung: Papuas sollen während des Schulungsprogramms Grundlagen des biblischen Glaubens kennenlernen, da dieser auch für das Wirtschaftswachstum in Papua sehr positive Auswirkungen haben kann. Der christliche Glaube bietet die Grundlage um Ängste vor Neuerungen (Innovationen) und andere, das wirtschaftliche Wachstum in Papua hemmende Faktoren, die aus dem animistischen Hintergund der Papuas herrühren, zu überwinden und unternehmerische Motivation überhaupt erst zu schaffen. Der persönliche Glaube an Jesus Christus öffnet dem Papua die Möglichkeit, Charakterstärken wie Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Kreativität, Ausdauer, Zuverlässigkeit, Versöhnungsbereitschaft, realistische Selbsteinschätzung und die Bereitschaft, anderen zu dienen, auszuprägen und zu einer unternehmerisch erfolgreichen Führungspersönlichkeit heranzureifen.
Unterricht in der Wirtschaftsschule